Katholische Organisation wirbt für differenzierten Blick

Justitia et Pax: Bei Rüstung Schwarz-Weiß-Denken fehl am Platz

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Kirche hat Nachholbedarf beim Nachdenken über Sicherheitspolitik, meint die katholische Organisation Justitia et Pax. Sie warnt vor Schwarz-Weiß-Denken bei Rüstungsausgaben.

Die katholische Organisation Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden) hat zu einem differenzierten Blick auf die weltweit stark gestiegenen Rüstungsausgaben gemahnt. Es sei einerseits beunruhigend, dass so viel Geld für Rüstung ausgegeben werde und damit auch zur Beseitigung der Armut nicht zur Verfügung stehe, sagte Generalsekretär Jörg Lüer gegenüber „domradio.de“. Aus christlicher Sicht sei das Thema aber nicht nur schwarz-weiß zu sehen. Manchmal sei Aufrüstung für Christen das kleinere Übel.

Lüer beklagte ein schwaches sicherheitspolitisches Denken in der katholischen Kirche. Eine Aufrüstung der Ukraine bezeichnete er als unerlässlich. Sie müsse in den Stand versetzt werden, sich zu verteidigen. „Da geht es schlicht um Leben und Tod.“

Rüstungs- und Entwicklungsausgaben nicht aufrechnen

Der Generalsekretär plädierte dafür, sich einzelne Rüstungsausgaben sehr genau anzusehen. „Es reicht nicht, auf die Geldsummen zu schauen und dann ein bisschen erschreckt zu sein. Vielmehr muss man schauen, was wo und aus welchen Gründen passiert. Und dann wird man jeweils abwägen müssen.“

Skeptisch zeigte sich Lüer auch gegenüber einer Aufrechnung von Rüstungs- und Entwicklungsausgaben. Es gefalle ihm nicht, wenn Deutschland die von den Vereinten Nationen geforderte Quote von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungshilfe nicht einhalte, sagte er. „Dass wir uns nicht daran halten, ist ein ganz schlechtes Zeichen und auch das falsche politische Zeichen.“

Langfristige Perspektiven im Blick behalten

Dennoch bezweifele er, „ob man die finanziell hochintensive Sicherheitspolitik und Militärpolitik eins zu eins mit der Entwicklungspolitik vergleichen muss“. Entscheidend sei, „dass wir die langfristigen Perspektiven eben nicht aus dem Blick verlieren dürfen und dass wir in die letztlich genauso investieren müssen wie in diese kurzfristige Stabilisierung und Auffangpolitik angesichts realer Gewalt und Gewaltdrohungen“.

Justitia et Pax versteht sich als Runder Tisch der katholischen Einrichtungen in Deutschland, die weltweit Verantwortung übernehmen, und als Schnittstelle zwischen Kirche und Politik. Mitglieder sind unter anderen Vertreter der großen katholischen Hilfswerke Adveniat, Caritas, Misereor, Renovabis und Missio. Getragen wird die Kommission von der Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

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