Themenwoche Maria (4)

Maria 2.0: Wir warten nicht mehr auf geweihte Männer

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Margarete Kohlmann ist Mitglied der Initiative Maria 2.0 in Münster, auch bundesweit bringt sie sich ein. Die lebt mittlerweile vor allem von erfolgreichen Aktionen in den Pfarrgemeinden, sagt sie.

Frau Kohlmann, täuscht es oder ist es ruhig geworden um Maria 2.0?

Es täuscht insofern, weil es um uns nur medial ruhiger geworden ist. Der Grund dafür war sicher der große öffentliche Hype der ersten Jahre. Die großen Aktionen wie etwa der Thesenanschlag im Jahr 2019 hatten eine so große Wirkung und Ausstrahlung, dass wir in der Folge nicht in gleicher Intensität weiter Sturm laufen mussten. Die Frauen in Heilig Kreuz in Münster wussten ja nicht, was das damals für ein Zeitpunkt war, als sie Maria 2.0 initiierten. Sie haben bewirkt, dass ihre Themen bei der Entwicklung des Synodalen Wegs plötzlich eine Rolle spielten. Das Frauenthema war auf der Agenda, daran kamen die Organisatoren nicht mehr vorbei. Ohne Maria 2.0 im Jahr 2019 hätte es möglicherweise kein Frauenforum beim Synodalen Weg gegeben.

Warum ist gerade von den ersten Initiatorinnen mittlerweile wenig zu hören?

Maria 2.0 ist eine Graswurzelbewegung und das ist von den Initiatorinnen auch so gewollt. Stellen Sie daher diese Frage bitte diesen Frauen.

Wie funktioniert Maria 2.0 heute?

Maria 2.0 ist in Deutschland weiterhin sehr lebendig und aktiv. Und das vor allem bei WhatsApp. Da sind hunderte von Frauen in ganz Deutschland täglich verbunden, die sich alle auf die Fahne geschrieben haben, die Themen der Frauen in der Kirche weiter im Blick zu behalten. Wir arbeiten uns dabei aber nicht mehr an den Bischöfen ab, sondern wir machen die Dinge einfach selbst. Wir nehmen unsere Rolle in der Kirche selbst in die Hand. Das ist eine Art Selbstermächtigung. Wir warten nicht mehr darauf, dass irgendjemand uns weiht. Wir arbeiten daran, dass wir den Auftrag der Verkündigung, zu der wir durch die Taufe und die Firmung berufen sind, selbst erfüllen. Wir verschwenden dabei nicht mehr die Kraft für die Abarbeitung an Macht-Strukturen.

Was sind das konkret für Aktionen?

Es stehen nicht mehr die zentralen Riesenaktionen im Vordergrund, sondern einfach das Machen vor Ort. Wir organisieren Gebetsgruppen, Wortgottesdienste oder Wallfahrten. Wir machen das, was uns möglich ist und was wir wichtig finden. Dabei läuft viel in den sozialen Netzwerken oder auf Zoom-Treffen, aber auch bei regelmäßigen Treffen vor Ort.

Frauen in der Kirche waren immer schon aktiv und vernetzt – was ist die neue Qualität an Maria 2.0?

Themenwoche Maria:
Der Mai gilt als Marienmonat. Christinnen und Christen bitten die Gottesmutter in verschiedenen Anliegen um Hilfe. Wir erläutern die Bedeutung unterschiedlicher Marienbilder, beleuchten die Marienverehrung in einem ganzen ABC und stellen einige moderne Herangehensweisen vor.

Das Festhalten an der männlichen Weihe als Bedingung für die Eucharistie-Feier hatte die Folge, dass Frauen ihre eigenen liturgischen Wege gehen. Ich selbst nehme gerne an Wortgottesdiensten teil, aber nicht mehr jeden Sonntag an der Eucharistiefeier. Da suchen viele Frauen nun ihre eigenen Wege. Wir organisieren unser eigenes religiöses Leben selbst, ohne auf einen geweihten Mann warten zu müssen. Wenn wir bei uns in St. Margareta in Münster jeden Freitag eine Andacht zur Marktzeit in der Kirche halten, sind dort oft mehr Teilnehmerinnen als in manch anderen Kirchen am Sonntag.

Gibt es auch neue Themen?

Die Rolle der Frau in der Kirche, der Machtmissbrauch in den kirchlichen Strukturen und auch der sexuelle Missbrauch sind weiterhin wichtige Themen. Dabei, dass es in diesen Dingen mittlerweile eine viel offenere Ansprache gibt, dass immer mehr öffentlich gemacht wird, spielen die Marias in den einzelnen Bistümern vor Ort eine wichtige Rolle. Wir sorgen dafür, dass das Deckmäntelchen der Verschwiegenheit ausgedient hat. Da sind wir gerade als Netzwerk stark, wenn Dinge offen angesprochen werden müssen. Wesentlicher ist uns aber die Gestaltung unseres religiösen Lebens in der Sprache und der Haltung von uns Frauen.

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